Flusspferde

Flusspferde
Flusspferde,
 
Hippopotamidae, vermutlich von den Anthracotherien abstammende Säugetierfamilie nicht wiederkäuender Paarhufer; nicht verwandt mit den Pferden, jedoch liegt relativ nahe Verwandtschaft zur Familie der Schweine vor. Seit dem Miozän bekannt; im Pleistozän formenreich über Eurasien und Mitteleuropa verbreitet; heute nurmehr zwei Arten in Afrika südlich der Sahara, von denen die bekanntere das Große Flusspferd (Nilpferd, Hippopotamus amphibius) ist; bis zu 4,6 m Körperlänge und etwa 1,5 m Schulterhöhe sowie bis zu 3 200 kg Gewicht, mit plumpem Körper und dicker, nahezu haarloser Haut. Die vier Zehen sind durch Schwimmhäute verbunden. Die kleinen Ohren, die großen, aus dem Profil herausstehenden Augen und die zum Tauchen verschließbaren Nasenöffnungen liegen an der Oberseite des sehr großen Kopfes. Die oberen Eckzähne sind bis zu 23, die unteren bis zu 60 cm lang, bei einem Gewicht von bis zu 3 kg.
 
Bevorzugter Lebensraum sind stehende und langsam fließende Gewässer mit umgebenden Riedzonen oder Grasland. Den Tag verbringen die Flusspferde überwiegend im Wasser, nachts gehen sie zur Nahrungsaufnahme (Gras) bis zu 3 km landeinwärts; trotz des massiven Körpers sind sie gute Läufer (bis 48 km/Stunde). Die Tauchdauer beträgt in der Regel 3-5 min, seltener bis zu 30 Minuten. Das spezifische Gewicht erlaubt ein Laufen auf dem Gewässergrund. - Das Große Flusspferd lebt als Einzelgänger oder auch in bis zu 30 Tiere zählenden Gruppen. Erwachsene Männchen konkurrieren in heftigen, bis zu 2 Stunden dauernden Kämpfen um Territorien und Weibchenherden; die Territorialmarkierung erfolgt mit Kot. Die Paarung findet unter Wasser statt, ebenso die Geburt und das Säugen des Jungtiers. Das nach einer Tragzeit von etwa 230 Tagen geborene Junge ist bei der Geburt 27 bis 50 kg schwer (nach dem ersten Lebensjahr 250 kg) und sogleich schwimmfähig. Die durchschnittliche Lebensdauer beträgt 41 Jahre, in Gefangenschaft sind 54 Jahre nachgewiesen.
 
Das Große Flusspferd wurde in vielen Gegenden ausgerottet, inzwischen auch in weiten Teilen West- und Südafrikas. In Ägypten wurde das letzte Exemplar 1816 erlegt. - Deutlich kleiner (bis 1,75 m lang, 1 m schulterhoch und 270 kg schwer) ist das Zwergflusspferd (Choeropsis liberiensis), das entlang von Flüssen in Feuchtwäldern und Sümpfen lebt und sich mehr an Land aufhält; die Jungen werden an Land geboren.
 
Kulturgeschichtliches:
 
Flusspferdplastiken und -Ornamente sind aus Ägypten schon seit dem 4. Jahrtausend v. Chr. bekannt. Eindrucksvoll sind die Flusspferdjagden auf Reliefs in den Gräbern der 5. und 6. Dynastie. Die Flusspferde wurden v. a. wegen der Haut und der wie Elfenbein verwendeten Zähne erlegt; vom Menschen genutzt wurden auch Fleisch und Fett. In der Bibel wird das Flusspferd, das im 1. Jahrtausend v. Chr. auch im Jordantal und in den Seen Palästinas lebte, als Behemoth (Hiob 40, 15-24) beschrieben. In der Römerzeit wurde es im Niltal zunehmend ausgerottet. Man brachte die Tiere zu Festspielen nach Rom, wo sie mit Krokodilen kämpfen mussten. Auf der Statue des Nilgottes im Vatikan ist eine solche Szene dargestellt. Auch auf römischen Mosaiken sind Flusspferde abgebildet.

Universal-Lexikon. 2012.

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